Die Orgel der Propsteikirche St. Kornelius in Kornelimünster

Die Orgel

der Propsteikirche
St. Kornelius
in Kornelimünster

Im Jahre 1763 baute Johann Theodor Gilmann, ein Schwiegersohn des in Kornelimünster ansässigen Orgelbauers Johann Josef Brammertz im Auftrag des Abtes Carolus Ludovikus L. B. de Sickingen die Orgel der Abteikirche zu Kornelimünster mit 19 Registern auf zwei Manualen mit angehängtem Pedal. Das Erbauungsjahr erklärt sich aus den Chronogrammen dreier, bzw. noch zweier sich auf den Gehäuseteilen befindenden Inschriften. Auf dem Orgelgehäuse konnte J Buchkremer 1896 noch die Inschrift "strVCtVra aC arte IoannIs theoDor gILMann" erkennen. Bei späteren Umbauten des Gehäuses, warscheinlich 1913, wurde diese Inschrift entfernt.

Zwei weitere Inschriften befinden sich auf der rückwärtigen Gehäuseseite: "posIta organa sVb CaroLo a sICkIngen antIstIte nostro DignIssIMo" und "LaVDate eVM In ChorIs aC organIs"

Der Orgelprospekt, angefertigt nach Entwürfen des Aachener Architekten Johann Josef Couven, zählt zu den schönsten Werken dieser Art im Rheinland.

Im Westen der Kirche gab es zur Zeit der Aufstellung ein sog. "Westoratorium". Es handelte sich dabei um eine auf Steingewölben ruhende Empore die in das Mittelschiff hineinragte und das aus dem 14. Jahrhundert stammende Chorgestühl beherbergte.

Die Orgel wurde vor das Chorgestühl aufgestellt und bildete als Brüstungsinstrument den Abschluß dieser Empore nach Osten hin. Das Instrument war hinterspielig, d h. die Spielanlage mit Manualklaviaturen, Pedalklaviaturen und Registerzügen (Manubrien) befand sich auf der Rückseite der Orgel. Das vordere Drittel des heutigen Rückpositivs bildete den Prospekt, die Schauseite des Unterwerkes und war Bestandteil des Hauptgehäuses, welches damals nur die halbe Tiefe des jetzigen Hauptgehäuses hatte. Die Aufstellung als Brüstungsorgel ist auch der Grund für die herrlichen Schnitzarbeiten auf der Rückwand des Gehäuses, an der eine später eingebaute Tür noch den ursprünglichen Platz des Spielschrankes erkennen läßt. Die Öffnungen für die Manubrien an beiden Stollen seitlich der Türe sind noch genau zu erkennen Sie wurden beim Umbau der Orgel mit Holzklötzchen verschlossen.

Die letzte bekannte Arbeit Gillmanns, die Orgel in der Nikolauskirche in Brüggen, ist erhalten. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein hinterspieliges Brüstungsinstrument. Ihre Disposition kann von Größe und Art her einen Eindruck der hiesigen Orgel vermitteln:

 

groß orgel

Positiv
prästant im gesicht

8'

Bourdon 8'

Oktav 4'

Flüt 4'

Cornett 4 doppelt

sexquialtera 2

doppelt

superoktav 2'

Nazar 3'

Terzian

Gemshorn

Mixtur 4 doppelt

Trompete 8'

präsent 4'

Bourdon 8'

Flüt 4'

Oktav 2'

Vox humana

Flüt traver

Nazar

Mixtur 3

doppelt


Als man im Jahre 1895 die Empore abbrach, wurde die Orgel von Orgelbauer Müller aus Reifferscheid in das Westwerk zurückversetzt. Im Jahre 1913 wurde das Spiel- und Pfeifenwerk des historischen Instrumentes durch das 33-registrige Opus 502 der Firma Johannes Klais/Bonn ersetzt.
 

Disposition der Klais-Orgel von 1913:

Hauptwerk

1.Manual

56 Tasten

Schwellwerk

2.Manual

56 Tasten

Pedal

30 Tasten

Bourdon 16'

Principal 8'

Doppelgedackt 8'

Fugara 8'

Flauto amabile 8'

Dulciana 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Cornett 4 fach 4'

Mixtur 4fach

Trompete 8'

Lieblich Gedackt 16'

Hornprincipal 8'

Sologambe 8'

Bordunalflöte 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Geigenprincipal 4'

Hohlflöte 4'

Flautino 2'

Sesquialtera 2 fach

Trompete 8'

Contrabass 16'

Violonbass 16'

Subbass 16'

Zartbass 16'

Quinte 10 2/3'

Principal 8'

Violoncello 8'

Bassflöte 4'

Posaune 16'

Spielhilfen:

Koppeln: II/I, Sub II/I, Super II/I (ausgebaut bis g''''); Pedalkoppeln I, II, Super II/P

Generalkoppel, eine freie Kombination, Leerlauf 1. Manual, Walze, Walze ab,

feste Kombinationen: Piano, Forte, Tutti, Piano-Pedal, Piano-Pedal ab;

Vollpneumatische Spiel- und Registertraktur; Kegelladen


Diese pneumatische Orgel wich 1963 einem völlig neuen Spielwerk der Firma Georg Stahlhuth, Aachen, und steht heute in der Aachener St.Nikolauskirche.

Die Disposition der neuen Stahlhuth-Orgel wurde damals von Hans Hulverscheidt wesentlich beeinflußt. Bezgl. der Disposition heißt es in einem Schreiben Hulverscheids an Leo Hugot: "Die Disposition weist Züge derjenigen der Schloßkirche in Schleiden, erbaut 1770, auf, ohne sie jedoch zu kopieren. Sie muß als Spardisposition bezeichnet werden, die nach liturgischen Gesichtspunkten aufgestellt ist, innerhalb des beschränkten Raumes aber möglichst vielgestaltig ist."

Das neue Instrument wurde am 8.12.1963 vom damaligen Aachener Domorganisten Herbert Voß der Gemeinde vorgestellt.

Der Aachener Dombaumeister Leo Hugot, der die Leitung der Restaurierungsarbeiten an der Propsteikirche und damit auch die der Orgel innehatte, soll mit seinen eigenen Worten von 1963 zu diesem Punkt zu Worte kommen: "Es handelt sich nicht um die Wiederherstellung des Gehäuses in seiner ursprünglichen Form - eine der schönsten Arbeiten des in Aachener und Lütticher Diensten stehenden Architekten Joseph Couven, die er 1763, seinem Todesjahr, vollendete - sondern um eine Anordnung, die den modernen Gegebenheiten Rechnung tragen muß. Die ehemalige Klosterkirche dient heute der Gemeinde als Pfarrkirche...."

 

Disposition der Stahlhuth-Orgel von 1963:

Rückpositiv

1.Manual

56 Tasten

Hauptwerk

2.Manuale

56 Tasten

Pedal

30 Tasten

Rohrquintadena (diskant) 8'

Gedackt (B/D) 8'

Praestant 4'

Blockflöte 4'

Oktave 2'

Sifflöte 1 1/3'

Carillon 2-3-fach

Scharf 4-6-fach

Holzdulcian 8'

Schalmey 4'

Tremulant

Quintade 16'

Principal 8'

Rohrgedeckt 8'

Gemshorn 8'

Oktave 4'

Spillflöte 4'

Nasat 2 2/3'

Querflöte 2'

Mixtur 4-6-fach 1 1/3'

Cimbel 3-fach 1/3'

Trompete 8'

Subbaß 16'

Principalbaß 8'

Gedacktbaß 8'

Quintbaß 5 1/3'

Oktavbaß 4'

Rauschpfeife 4-fach

Posaune 16'

Baßtrompete 8'

Koppeln: I/P, II/P, II/I

zweifache freie Kombination, eine freie Pedalkombination

mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur



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